Der Klimawandel und unsere Verantwortung für unseren Planeten gehören ohne Zweifel zu den dringlichsten Themen unserer Zeit. Entsprechend wichtig ist die zunehmende Sensibilisierung in Öffentlichkeit und Medien. Gleichzeitig darf aber die Sachlichkeit in der Diskussion nicht verloren gehen. Alarmismus ist weder Ausweis verantwortungsvollen Handelns noch besonderer Expertise, und jede Meldung in den Medien, die den Fakten nicht standhält, schadet der Akzeptanz des Klimaschutzes in Teilen der Gesellschaft.
Denn nicht jedes auf den ersten Blick dramatisch anmutende Phänomen ist Folge des Klimawandels. So verbreitete sich in den vergangenen Tagen das Bild eines deutlichen Wasserrückgangs an den Victoriafällen, das zu suggerieren schien, die Kaskaden stünden unmittelbar davor auszutrocknen.
Tatsächlich sind derartige Tiefstände des Sambesi, jenes Flusses, der sich bei Victoria Falls über die gleichnamigen Felsen in die Tiefe stürzt, zum Ende der Trockenzeit Anfang November nicht unüblich. Durch die kontinuierlich wachsenden Zuflüsse wird dieser Fußpunkt jedes Jahr bis Ende Mai überwunden. Fakt ist, dass der Sambesi mit einem derzeitigen Durchfluss von 252 m3/Sek. an der Messstation Big Tree deutlich über dem Vorjahreswert von 234 m3/Sek. liegt (Quelle: http://www.zambezira.org/hydrology/river-flows, 9. Dezember 2019). Der diesjährige Durchschnittsabfluss entspricht dem Normalzustand.
Die in den Medien veröffentlichten Bilder zeigen einen Teil der östlichen, sambischen Seite der Wasserfälle, die von jeher aufgrund der flachen Wasserführung zum Ende der Trockenzeit dazu neigen trockenzufallen. Die Hauptfälle, von der simbabwischen Seite betrachtet, bieten jedoch weiterhin das beeindruckende Schauspiel, das wir von diesem UNESCO-Weltnaturerbe gewohnt sind.
Text: Michael Iwanowski
Titelfoto: Iwanowski-Mitarbeiterin Silke Fischer, die sich gerade vor Ort befindet
