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Teil 1: Sambia – das geheime Paradies Afrikas

Wie groß doch das Fernweh und  die Sehnsucht nach Afrika sind!

Nach über zwei Jahren Afrika-Abstinenz geht es im August 2021 für meine Kollegin Katrin Neidig und mich, Vivien Peiffer, endlich wieder auf große Entdeckungstour. Ziemlich spontan entsteht die Idee, ein noch unbekanntes Land aus unserem Afrikaprogramm zu bereisen. Abseits der großen afrikanischen Reiseziele befindet sich Sambia, das „bestgehütete Geheimnis“ des Kontinents: ein Land mit vielen Kontrasten, das einfach zu schade ist, es nur der Viktoriafälle wegen von der „anderen Seite“ zu bereisen.

Erste Eindrücke von Sambia

Nach einem Nachtflug mit Ethiopian Airlines (größte afrikanische Airline und mehrfach in Folge als beste Airline Afrikas ausgezeichnet) kommen wir am Nachmittag voller Vorfreude in Lusaka an. Die fünfzehn Minuten  Transferzeit  zur Wild Dogs Lodge vergehen wie im Flug. Die gemütliche Lodge ist ideal für den Start oder das Ende einer Safari. Die strohgedeckten Chalets reihen sich um den großzügigen Garten und sogar ein Pool ist vorhanden. Erstmal ankommen und ein kühles Getränk zu sich nehmen, sagen wir uns.

Wild Dogs Lodge

Am folgenden Tag geht es dann im Kleinflugzeug nach Mfuwe. Unser erstes Ziel ist der South Luangwa National Park, wo wir fünf Tage verbringen werden. Endlich sind wir im Busch! Unser Guide erwartet uns schon und bringt uns nach der Begrüßung in unser erstes Domizil, das charmante Nsefu Camp (Robin Pope Safaris). Unterwegs begegnen wir schon den ersten Tieren, einer Hyäne, Impalas und Elefanten. Das älteste Camp Sambias, mit nur sechs Chalets, wurde 1950 von Norman Carr geschaffen. Carr gilt nicht nur als der Vater des Tierschutzes in South Luangwa, sondern war auch der Gründer des ersten Safariunternehmens Sambias und ein Pionier der Walking Safaris. Die Lage an einer Biegung des Luangwa Flusses im Nsefu Sector, der durch seine bizarr schönen Uferwälder und wüstenhaften Ebenen besticht,  macht das Camp zu einem außergewöhnlichen Juwel. Wer Abgeschiedenheit und Einsamkeit sucht, ist hier genau richtig.


Ein außergewöhnliches Erlebnis

Bereits in der ersten Nacht werden wir Teil eines magischen Erlebnisses.  Es ist fast Mitternacht und der Vollmond steht am Himmel, als wir durch ein lautes Rascheln von draußen wach werden. Auf Zehenspitzen schleichen wir zum Fenster (einem großzügigen Gitterfenster ohne Glasscheibe) und spähen durch den Vorhang auf das, was sich vor unserem Chalet abspielt. Wir können es kaum glauben und halten einen Moment die Luft an. Wahrhaftig steht direkt vor unserem Fenster eine Elefantenkuh mit ihrem Baby und reißt genüsslich mit ihrem Rüssel Blätter von einem Baum ab. Fast ragt der Rüssel durchs Gitter. Ob die alte Dame uns etwa gehört oder gesehen hat? Es heißt doch, das Sehvermögen von Elefanten sei in der Dämmerung ausgeprägter als bei Tag. Wir trauen uns nicht einmal, den Vorhang beiseitezuschieben und die Kamera zu holen, denn keinesfalls wollen wir uns bemerkbar machen. So verharren wir noch eine ganze Weile und beobachten das Treiben durch den Vorhangschlitz. Erst nachdem die Dickhäuter weitergezogen sind, gehen wir ganz aufgeregt zu Bett.

Am nächsten Morgen ist unsere Vollmondgeschichte beim Frühstück  um das Lagerfeuer Thema. Es scheint, dass wir die Einzigen mit nächtlichem Besuch gewesen sind. Auf unserer späteren Pirschfahrt begegnen wir dann gleich noch mehr Elefanten sowie Pukus, einer Antilopenart (in etwa rehgroß), die es nur im Luangwatal gibt. Außerdem machen wir noch Bekanntschaft mit Flusspferden. Wie friedlich sie doch aussehen, aber man sollte stets auf der Hut sein, denn ihr Hauptfeind ist der Mensch.


Auch der folgende Tag steht ganz im Zeichen der Tierbeobachtung. Unser Guide erzählt uns viel über die Tier- und Naturwelt Sambias. So erfahren wir z. B. auf einer morgendlichen Walking Safari, dass die Thornicroft-Giraffe und das Crawshay-Zebra im Luagwatal endemisch sind. Bei der Fährtenlese lernen wir die Fußspuren der Tiere zu unterscheiden.  Wusstet Ihr z. B., dass Elefanten am Vorderfuß vier und am Hinterfuß drei Zehennägel besitzen und die Vorderfüße wesentlich größer als die Hinterfüße sind?  Man lernt nie aus.



Hakuna Matata – alles in bester Ordnung

Nach spannenden Tagen im Nsefu Sector mit Besichtigungen der Schwestercamps (Nkwali Camp, Robin´s House, Luangwa Safari House) geht es per Straßentransfer weiter in den südlichen Park ins Chindeni Camp (Bushcamp Company), wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden. Auch hier werden wir herzlich empfangen.  Unser Chalet ist diesmal auf Stelzen erbaut, sodass wir eine tolle Sicht auf die Lagune des  Luangwa-Flusses haben. Der Hauptbereich des Camps mit seinem großen Zeltdach liegt ebenfalls erhöht auf einer hölzernen Plattform. Alles ist komplett offen und bietet einen fantastischen Ausblick. Hier lässt´s sich leben! Gleich nach der Teatime, bei der wieder köstliche Sachen angeboten werden, geht’s auf die Pirsch. In der neuen Umgebung sehen wir sowohl altbekannte Tiere als auch neue Weggefährten. Schaut, da läuft ein Pumbaa! Und da, gleich eine kleine Horde Kinder hinterher! Pumbaa ist Euch sicherlich ein Begriff, oder? Wer den Film „Der König der Löwen“ gesehen hat, weiß, wovon ich spreche, nämlich dem liebenswerten Warzenschwein. Irgendwie hat sich der Name bei mir eingeprägt. Einfach nur witzig sehen sie beim Laufen mit ihrer hochgestellten Antenne aus und tragen nicht umsonst den Namen „Radio Afrika“. Da kommen schöne Erinnerungen an eine damalige Afrikareise hervor. Auch Wasserböcke, Impalas und einen Fischadler sehen wir.



Ich glaub mich laust der Affe!

Der nächste Tag steckt voller Überraschungen und wird uns sicherlich immer in Erinnerung bleiben. Bei unserer morgendlichen Pirschfahrt sichten wir wieder diverse Wildtiere und kommen gegen Mittag plötzlich mitten im Busch an einer Lichtung zum Stehen. Dort werden wir freundlich von den Managern der Bushcamp Company und deren Team mit einer Einladung zum Pizzabacken begrüßt. Katrin und ich schauen uns fragend an. Nachdem wir in die offene „Backstube“ geleitet werden,  können wir zunächst nicht glauben, was wir hier sehen. Auf einer langen Tafel finden wir den vorgefertigten Teig sowie alle erdenklichen Zutaten zum Kreieren unserer eigenen Buschpizza. Und der Pizzabäcker wartet bereits vor dem Ofen! Als Beweis lege ich diese Bilder bei. Das würde uns doch sonst keiner glauben. Hm … Wie das duftet.


Magic Moments

Gut gestärkt geht es am Nachmittag zunächst auf weitere Schwesterncampbesichtigung der Bushcamp Company (Kuyenda und Chamilandu und später noch Bilimungwe und Kapamba) und anschließend auf die nächste Safari. Diesmal erspähen wir durchs Fernglas eine Büffelherde und machen beim Näherkommen Halt. Dann geht es weiter Richtung Kapamba River, wo wir unseren Sundowner-Stopp einlegen. Träum ich oder ist das wahr? Hier steht jetzt nicht wirklich eine Truppe vom Camp mit einer Barstation sowie einem Barbecue im knöchelhohen Fluss oder? Und dann die Campingstühle dort! Kneif mich bitte einmal! Auf unseren Reisen haben wir schon viel erlebt, aber diese Kulisse macht uns absolut sprachlos. Nachdem wir mit einem kühlen Gin Tonic auf unserem Stuhl im Wasser sitzen, bekomme ich glatt eine Gänsehaut. Am liebsten würde ich diesen Moment anhalten. Es ist nicht in Worte zu fassen, welch unglaubliches Glück uns durchfährt. Das lässt Sorgen und Schmerz der vergangenen anderthalb Jahre auf einmal verblassen.


Angriff der Raubkatzen

Am nächsten Vormittag brechen wir zu einer weiteren Site Inspection in die Puku Ridge Lodge (Bushcamp Company) auf, wo uns, nach einem Rundgang durch die Lodge, ein köstliches Mittagessen erwartet. Nach getaner Arbeit ist man ja bekanntlich hungrig…Im Anschluss geht es dann für eine Nacht ins Chinzombo Camp (Time & Tide). Man merkt gleich, dass hier Tradition auf modernen Luxus trifft. Die alteingesessene Lodge wurde vor einigen Jahren zum Edelcamp mit vier riesigen Safarizelten mit privatem Pool umgebaut. Unser „Zimmer“ erinnert eher an einen Palast. Zur Teatime werden wir dann mit einem zuckersüßen Kuchen überrascht. Eigentlich sind wir vom Lunch noch so gesättigt, aber ablehnen geht auch nicht, das ist unhöflich. Und so schneide ich auch gleich den Guides ein Stück zum Probieren ab. Ein weiteres Highlight lässt schon auf sich warten. Bei unserer Wildbeobachtungsfahrt geben wir uns wieder voll und ganz der Natur und den Tieren hin. Der spätere Sundowner lässt keine Wünsche offen. Genüsslich lassen wir den Tag Revue passieren und die Sonne untergehen. Doch dann reißt uns plötzlich die Stimme des Guides aus unseren Gedanken und lässt uns aufhorchen. Löwen, haben wir das richtig verstanden? Die haben wir bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Schnell packen wir alles beisammen und gehen in Windeseile zum Safarifahrzeug. Dann geht’s auch schon los. Nur wenige Meter weiter kommt das Auto zum Stehen. Und jetzt sehen wir die Raubkatzen auch. Erst einer, dann zwei weitere und schließlich ein letzter Löwe. Zunächst spazieren sie genüsslich am Uferrand entlang, bis sie plötzlich ein Hippo flusseinwärts gehen sehen. Gespannt schauen Katrin und ich uns an. Die Gelegenheit könnte nicht besser sein, denken wahrscheinlich die Löwen. Und dann geht alles ganz schnell. Mit Angriff von hinten stürzt ein Löwe aufs Flusspferd. Da es schon dämmrig ist, erkennen wir nicht genau, ob es richtig zugebissen hat, aber der Hintern des Hippos ist mit Sicherheit gut gepolstert. Das bullige Tier reagiert fix, wirft den Löwe ab und läuft ins Wasser. Die anderen Löwen beobachten das Schauspiel, als wären sie nur Zuschauer. Und dann ziehen sie auch schon von dannen.



Fortsetzung folgt….

© Text: Vivien Peiffer
© Fotos: Vivien Peiffer

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