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100 Arten, 1 Phänomen: die Lemuren auf Madagaskar

Es gibt tausend gute Gründe, die „Rote Insel“ zu bereisen – weist sie doch dank ihrer Abgeschiedenheit im Indischen Ozean einzigartige Pflanzen, Landschaften, Kulturen und natürlich Tiere auf. Als bekannteste Vertreter der madagassischen Fauna dürfen dabei sicher die Lemuren gelten, deren markante Gesichter mit den großen Augen einen hohen Wiedererkennungswert haben. Die meisten Lemuren sind gesellige Zeitgenossen, die sich vorwiegend von Blättern und Früchten, seltener von Insekten und kleinen Beutetieren ernähren. Trotz aller gemeinsamen Merkmale unterscheiden sich die einzelnen Arten dieser „Halbaffen“ allerdings teils sehr stark voneinander. Das fängt schon bei ihrer Größe an: Der winzige Mausmaki wiegt gerade einmal 25 Gramm, der im Vergleich dazu riesige Indri bringt hingegen bis zu 10 Kilogramm auf die Waage.

Der Mausmaki ist ein wahrer Winzling im vergleich zu anderen Lemuren-Arten

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Unglaublich vielfältig – und doch bedroht

Lemuren leben ausschließlich auf Madagaskar und den umliegenden Inseln. Derzeit geht man von rund 100 Arten aus, einige sind allerdings vom Aussterben bedroht. Die zahlreichen Unterarten stellen einen Beweis für die unglaubliche Vielfalt der Evolution dar. Einige Fettschwanzmakis halten beispielsweise eine Art Winterschlaf, was für Tropentiere sehr ungewöhnlich ist. Allerdings ist dies eher ein „Sommerschlaf“, der ihnen hilft, die Hitze besser zu ertragen.


Indris – die „Brüllaffen“ Madagaskars

Selbst die größte Unterart der Lemuren, der Indri (von den Madagassen auch „Babakoto“ genannt), gilt inzwischen als stark gefährdete Spezies. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN führt die Indris auf der Roten Liste mit der höchsten Bedrohungsstufe und schätzt den Bestand auf 1.000–10.000 Individuen. Im Gegensatz zu anderen Lemuren haben Indris nur einen kurzen Stummelschwanz, wodurch sie kleinen Bären ähneln. Berühmt – oder eher berüchtigt? – sind sie für ihre lauten Singschreie, die entfernt an den Gesang von Walen erinnern (Video am Ende des Beitrages). Die Indris leben monogam und sind außerhalb ihrer Heimat u. a. aufgrund ihrer speziellen Nahrung nicht überlebensfähig. Tiere, die man in der Vergangenheit in Zoos auf der ganzen Welt anzusiedeln versucht hatte, starben innerhalb eines Jahres. Ein Grund mehr, weshalb es so wichtig ist, ihren natürlichen Lebensraum unbedingt zu erhalten.


Sifakas – die tanzenden Lemuren

Zu den wohl anmutigsten Geschöpfen in Madagaskars reicher Natur zählen die Sifakas. Mit einer Gesamtlänge von mehr als einem Meter (die allerdings zu 50% dem Schwanz zu verdanken ist) gehören sie zu den größten Lemuren. Die Fellfarbe variiert von Unterart zu Unterart, am bekanntesten und verbreitetsten sind wohl die fast schneeweißen Larvensifakas mit ihren dunklen Gesichtsmasken. Sifakas leben in kleinen Gruppen und sind als tagaktive Tiere relativ leicht zu beobachten. Am besten lassen sie sich früh morgens finden, wenn sie in den Baumwipfeln sitzen, die Arme ausgebreitet, um sich in der Sonne zu wärmen, was ein wenig so ausschaut, als würden sie beten oder meditieren. Wenn die Tiere sich auf den Erdboden wagen, bewegen sie sich in eigenartigen Sprüngen fort, wobei sie die Füße stets geschlossen halten und bei jedem Sprung die Arme in die Höhe reißen. Diese sehr spezielle Art der Fortbewegung hat den Sifakas auch den Spitznamen „dancing lemurs“ eingebracht. Wer das schon einmal beobachten durfte, wird bestätigen, dass sich hier sicherlich niemand ein Schmunzeln verkneifen kann. In ihrem eigentlichen Element, den Bäumen, von deren Blättern und Früchten sie leben, legen sie ihre Wege mit enormen Sprüngen und höchst elegant zurück.


Die Stars unter den Stars: Kattas

Die Familie der Lemuridae, der Gewöhnlichen Makis oder auch Eigentlichen Lemuren, umfasst einige der typischsten und bekanntesten Vertreter der Lemuren: die Kattas. Ihre gestreiften Schwänze, ihre Neugier sowie die Tatsache, dass sie sich bestens an ein Leben auf dem Erdboden angepasst haben, machen sie zu den Lieblingen vieler Madagaskarreisender. Hinzu kommt natürlich der Ruhm ihres filmischen Vertreters „King Julien“ vom Animationshit „Madagascar“. Kattas leben in Gruppen von bis zu 14 Individuen, die stets von einem erfahrenen Weibchen angeführt werden. Sie sind tagaktiv und tragen ihre Jungen auf dem Rücken herum. Obendrein sind die Tiere dank ihrer Geselligkeit, ihrer relativen Häufigkeit sowie ihrer auffälligen Färbung sehr leicht auszumachen, und wie die Sifakas trifft man auch sie gelegentlich beim Sonnenanbeten.

Kattas sind gesellig und neugierig

Das Aye-Aye: das hässlichste Tier der Welt?

Sein skurriles Aussehen hat dem Fingertier oder Aye-Aye nicht nur den wenig begehrten Titel des „hässlichsten Tieres der Welt“ beschert, sondern auch ganzen Forschergenerationen eine harte Nuss zu knacken gegeben. Was für ein Tier sollte dieser kleine Kobold eigentlich sein? Aufgrund bestimmter Merkmale, z. B. seiner kontinuierlich nachwachsenden Schneidezähne, wurde das Aye-Aye bisweilen den Nagetieren zugeschlagen, bis genetische Forschungen eindeutig bewiesen, dass es sich um einen Primaten handelt. Das Fingertier hat einen gedrungenen Leib, kurze Beine, ein struppiges Fell und fledermausartige Ohren. Hinzu kommen besagte Nagezähne und als Krönung der namensgebende Mittelfinger der Vorderhände. Dieser hat sich zu einer extrem langen und dünnen Klaue entwickelt, mit der das Fingertier Insekten aus Gängen im Holz der Bäume herauspulen kann. Vorher ortet das Fingertier, das übrigens über ein ausgezeichnetes Gehör verfügt, seine Beute per Klopfzeichen, wobei es ebenfalls den Mittelfinger benutzt und dazu einen Kopfstand vollzieht. Hernach wird das Holz aufgebissen, um mit dem langen Finger an Käfer und Larven zu gelangen. Das Fingertier hat gewissermaßen die ökologische Nische besetzt, die durch das gänzliche Fehlen von Spechten auf der Roten Insel offenstand.


Das Fingertier ist extrem scheu und sehr schwer zu beobachten, meistens zeugen nur die charakteristischen Mulden im Holz der Bäume vom Beutezug des nachtaktiven Sonderlings. Daher wird das Tier v. a. in Plantagen auch als Schädling angesehen. Dies hat – neben der verbreiteten Volksmeinung, das Aye-Aye bringe Unglück und Tod – dazu beigetragen, dass dieses interessante Tier gnadenlos gejagt und seit jeher verfolgt wird. Zum Schutz der Spezies wurde 1965 die kleine Insel Nosy Mangabe in der Baie d’Antongil eigens zum Spezialreservat deklariert. Damals ging man davon aus, das Fingertier sei nur noch hier zu finden (wenngleich es hier nicht ursprünglich heimisch war, sondern vom Menschen zu Schutzzwecken angesiedelt wurde). Mittlerweile ist man aber sicher, dass die Tiere viel weiter verbreitet sind, als man früher annahm.

Video: Die Lemuren in Bild und Ton

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Info: Unsere Kollegin Claudia Heinrich hat die Rote Insel bereits bereist. Was sie dort, abgesehen von den niedlichen Lemuren, alles entdeckt hat, lesen Sie in Ihrem Blogbeitrag:
Tonga Soa Madagaskar! Eine Reise dorthin, wo der Pfeffer wächst

Ihre Reise nach Madagaskar

Die im Text erwähnten Kattas sind übrigens die „Cover-Models“ unseres neuen Madagaskar-Reiseführers. Im Reiseführer finden sich neben weiteren Informationen über Flora und Fauna, Kultur und Geschichte zahlreiche Tipps zu Outdoor-Aktivitäten, Unterkünften sowie Routenvorschläge.
Zudem hilft Ihnen das Team von Iwanowski’s Individuelles Reisen gerne bei der Planung Ihrer Reise auf die Rote Insel:

Iwanowski´s Individuelles Reisen
www.afrika.de
info[at]afrika.de
Tel.: 02133/26030

© Text: Ausschnitt aus Iwanowski’s Madagaskar, Fotos: Claudia Heinrich

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