Karlheinz Böhm (1928 – 2014) war ein Leinwandstar der Wirtschaftswunder-Jahre und spielte auf einigen der bedeutendsten deutschsprachigen Bühnen. Bis er ausgerechnet in einer TV-Show zu einer neuen Berufung fand – und als Entwicklungshelfer nach Äthiopien ging. Seitdem gehörte er zu den populärsten Europäern in dem nordostafrikanischen Land.
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Karlheinz Böhms erste Karriere – von Sissis Franz zu „Peeping Tom“
Karlheinz Böhm wurde am 16. März 1928 als Sohn des berühmten österreichischen Dirigenten Karl Böhm und der deutschen Sopranistin Thea Linhard in Darmstadt geboren. 1933 zogen seine Eltern mit ihm nach Dresden, von wo er 1940 nach Kufstein kam. Von dort ging es für ihn in ein internationales Internat im Engadin (Schweiz) und anschließend in die Heimatstadt des Vaters, nach Graz, um seine Matura zu machen. Ein geisteswissenschaftliches Studium brach er zugunsten einer Schauspielausbildung in Wien ab, und schon bald darauf hatte er seine ersten Auftritte am Burgtheater und am Theater in der Josefstadt.
Seine erste größere Filmrolle spielte er an der Seite von Hildegard Knef in dem Gruseldrama „Alraune“, anschließend blieb er von 1953 bis 1958 in München. Von dort startete er seine große Kariere, deren erster Höhepunkt sicherlich die Filme der Sissi-Trilogie waren (1955 „Sissi“; 1956 „Sissi – Die junge Kaiserin“; 1957 „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“). Romy Schneider und er bildeten sie als Sissi und Franz Joseph von Österreich ein Leinwand-Traumpaar der 1950er-Jahre.
Karlheinz Böhm zog weiter von – Ort zu Ort, von Bühne zu Bühne, von einem Filmset zum nächsten. Drei Jahre lang lebte er in Hollywood und ein Jahr in London, wo er 1959 unter der Regie von Michael Powell seinen für die Fachpresse wohl besten Film drehte, „Augen der Angst“ („Peeping Tom“), der heute als Klassiker gilt, bei seinem Erscheinen allerdings auf massive Kritik stieß und Böhms Karriere lange beeinträchtigte.
Eine kleine Wette mit großer Wirkung
1981 spielte Karlheinz Böhm gerade seine Traumrolle in Shakespeares „König Lear“ im Düsseldorfer Schauspielhaus, als er von Frank Elstner zu seiner „Wetten dass ..?“– Show am 16. Mai 1981 eingeladen wurde. In Anbetracht der seit Wochen anhaltenden schrecklichen Meldungen über Hungersnöte in Äthiopien wettete Böhm, dass wohl nicht jeder dritte Zuschauer der Sendung bereit wäre, auch nur 1 DM für die notleidenden Menschen in Afrika zu spenden. Böhm behielt recht, doch 1,2 Mio. DM waren am Ende eingezahlt worden. Der Schauspieler musste sich also etwas einfallen lassen, um das Vertrauen der Spender nicht zu enttäuschen. Im Oktober des gleichen Jahres reiste Karlheinz Böhm nach Äthiopien. Das Land sollte ihn nie wieder loslassen.
Hilfe zur Selbstentwicklung in Äthiopien
Im November 1981 gründete Böhm die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“, die in den kommenden Jahrzehnten zu seinem Lebensinhalt wurde. In den ersten 30 Jahren wurden über 400 Mio. Euro gespendet, mit denen „Menschen für Menschen“ zahlreiche Projekte finanzieren konnte, darunter Waisenhäuser, Kindergärten, Krankenstationen, Hospitäler, Veterinärstationen, Wasserreservoire und Brücken.
Karlheinz Böhm verstarb am 29. Mai 2014 im österreichischen Grödig. „Menschen für Menschen“ wird von den Mitarbeitern weitergeführt, bis 2016 war Böhms Witwe Almaz Böhm Schirmherrin der Organisation.
© Bilder: Stiftung Menschen für Menschen, Text: Auszug aus Iwanowski’s Äthiopien Reiseführer