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Die San in Namibia

Die San gelten als die älteste Bevölkerungsgruppe Namibias. Die Angaben über die früheste Besiedelung des Südlichen Afrika durch die San variieren allerdings stark, sie soll zwischen 10.000 und 25.000 Jahren zurückliegen. Gravierungen und Malereien auf Steinwänden oder -platten werden als Zeugnisse für die Verbreitung der San-Kultur gedeutet. Zahlreiche Fundorte solcher Felsbilder sind für Besucher zugänglich. Im Brandberg-Massiv (und ebenso im benachbarten Erongo) findet man die größte Konzentration von Felsbildern, die Halbhöhle mit der sogenannten „White Lady“ wurde weltberühmt.


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Wo leben die San heute?

Nach unterschiedlichen Schätzungen leben heute noch ca. 27.000 bis 40.000 San innerhalb auf namibischem Staatsgebiet. Viele San arbeiten inzwischen als Angestellte auf Farmen, nur sehr wenige von ihnen leben noch gemäß den alten Traditionen. In den vergangenen 150 Jahren zogen sich die San immer tiefer in die Kalahari zurück, verfolgt vor allem von den weißen Siedlern und den nama- und bantusprechenden schwarzen Stämmen. Bevor diese verschiedenen „Neusiedler“ den Subkontinent eroberten, verfügten die San über unermessliche Wildherden, kleine Flüsse und Bäche bescherten ihnen zudem Wasser und Nahrung im Überfluss.
Im Zuge des Odendaal-Plans und der Übertragung südafrikanischer Apartheidstrukturen wurde ihnen das Homeland „Buschmannland“ mit dem Hauptort Tsumkwe zugewiesen. Dieses Gebiet war jedoch für die traditionelle nomadische Lebensweise der San bei Weitem nicht groß genug. Während des Befreiungskrieges heuerte das südafrikanische Militär gerne San an, da sie in besonderer Weise mit dem Spurenlesen vertraut waren. Viele San wurden daher beim Militärcamp Mangetti sesshaft, ihre Familien lebten in festen Häusern, die Kinder besuchten die Schule. Viele dieser Menschen ließen sich nach der Unabhängigkeit nach Smitsdrif (Südafrika) „versetzen“, da sie ohnehin hier in Namibia nicht heimisch waren und z. T. aus Angola und Botswana stammten.

Kulturverlust durch Verbote

Die San sind eine Ethnie bisher ungeklärter Herkunft. Manche vermuten einen nordafrikanischen oder auch asiatischen Ursprung. Ihre „Klicksprache“ zeichnet sich durch schwer erlernbare Schnalzlaute aus. Die traditionell lebenden San – ihre Anzahl wird heute nur noch auf wenige Hundert geschätzt – kleiden sich mit einem Lederschurz, der oft mit Perlen aus zersplitterten, geschliffenen Straußeneierschalen verziert ist. (Siehe Beitragsbild) Frauen tragen außerdem handgegerbte Tierhäute, in denen sie auch ihre Babys auf dem Rücken transportieren. Die Männer schultern auf Märschen von einem Lagerplatz zum anderen den Köcher mit den Giftpfeilen, den Bogen und einen Sammelbeutel.
Heute sind die San weitgehend ihrer natürlichen Lebensgrundlagen beraubt. Die freie Jagd ist verboten. Es gibt Versuche, sie als Ackerbauern im Kavango-Gebiet sesshaft zu machen. Ansatzweise scheint dies zu gelingen, doch wird an vielen Orten – z. B. in Rundu – die gesellschaftliche Entwurzelung deutlich. Hier trifft man häufiger auf San-Kinder, die vom Betteln leben. Auch der Verkauf von Pfeil und Bogen an Touristen trägt zum Überleben der Kultur sicherlich nicht bei.
In der kleinen Untergruppe der San, die heute noch als Jäger und Sammler lebt, bestehen auch viele soziale und kulturelle Traditionen fort. Untergliedert in kleine Gruppen, leben die Familien innerhalb ihres Jagdreviers. Je nach Vorhandensein von Pflanzen und Wasser teilen sie sich bzw. finden sich wieder zusammen. Sammel- und Wasserrechte sind streng geregelt. Die Wanderwege werden nach gemeinsamem Beschluss festgelegt.

Einzigartige Naturkenntnisse

Die San sind in der Lage, ca. 250 Pflanzen zu benennen. Von diesen sind etwa 100 essbar, aber nur einige davon spielen eine große Rolle bei der Ernährung. Meist handelt es sich um essbare Wurzeln, Knollen oder Zwiebeln, die von den Frauen mit einem Grabstock gesammelt werden. Eine besonders beliebte Frucht ist Mongono. Der Baum, der sie hervorbringt, wächst in kleinen Wäldern auf sandigen Böden. Es handelt sich um fleischige Früchte mit harten Nüssen, die einen ölhaltigen Kern haben.

Im Einklang mit der Natur – Die San können noch von Hand Feuer machen

Höchste Konzentration bei der Jagd

Das Jagen verliert für die San immer mehr an Bedeutung, da ihre Lebensgebiete zunehmend wildärmer werden. Bei der Jagd werden Pfeile verwendet, die eine Giftspitze besitzen. Dieses Gift stammt von Larven bestimmter Käfer, von Pflanzen und von Schlangen. Die Bogen sind klein, und so wird nur eine Reichweite von 20–25 Metern erzielt. Aus diesem Grunde muss sich der Jäger sehr nahe an das Tier heranschleichen. Hat er endlich ein Tier getroffen, so braucht er der verwundeten Beute nur zu folgen, denn das Gift erledigt seine Arbeit von selbst.

Strikte Regeln zwischen den Sippen

Das soziale Leben der San ist auf komplexe Art durch Gesetze und Rechte geregelt. Das Sammeln von Feldfrüchten auf dem Gebiet einer anderen Sippe ist strengstens untersagt. Das Schenken dagegen ist ein wichtiger sozialer Vorgang. Es dient u. a. dazu, feindselige Stimmungen in der Sippe im Zaume zu halten. Was man bei einem anderen bewundert, bekommt man vielleicht bald als Geschenk. Der Austausch von Geschenken fördert auch die Beziehungen zu anderen Sippen.
Als Nomaden haben San nur wenig Besitz, denn der wäre nur belastend. Man wohnt in einer Wohnhütte, die aus einem Schirmgerüst besteht, das mit laubreichen Zweigen und trockenem Gras ausgestopft wird. Das Familienoberhaupt bestimmt den Platz einer neuen Wohnstätte, und erst wenn das Feuer brennt, wird mit dem Hüttenbau begonnen.

Gerne zeigen die San ihren Besuchern ihre Traditionen und Fähigkeiten

Weitere Informationen zu den San und Namibia

Die Informationen zu diesem Beitrag stammen aus dem Reiseführer Iwanowski’s Namibia. Dort finden Sie weitere Informationen über die San und andere Völker in Namibia, Buchungsmöglichkeiten für Führungen zu den berühmten Felszeichnungen sowie zahlreiche Vorschläge zu Reiserouten, Unterkünften, Nationalparks und alles Wissenswerte über das „Land der Weite“. Verfasser des ersten deutschsprachigen Namibia-Reiseführers ist Michael Iwanowski, Verleger, Autor und Reiseveranstalter mit über 40 Jahren Namibia-Erfahrung.

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© Text: Auszug aus Iwanowski’s Namibia-Reiseführer
Fotos: Buschmann Safaris, San-Familie in Botswana: Gunter Hartmann, Felszeichnungen: Michael Iwanowski

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