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Südafrika als Reiseziel für Rollstuhlfahrer

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Für den Iwanowski Reise-Blog hat die Reisebloggerin Ulrike Löhr einen Beitrag über barrierefreies Reisen in Südafrika verfasst. Sie betreibt den Blog „Zypresse unterwegs“, der seinem Schwerpunkt auf barrierefreie Reisen in Europa, Südafrika und der Welt legt (www.zypresseunterwegs.de).

Sehnsuchtsland Südafrika

„Seit Jahren schon ist unser liebstes Reiseziel Südafrika. Es gibt dort auf überschaubarem Raum so viel zu genießen und zu erfahren. Die Besonderheit dabei? Mein Mann benutzt einen Rollstuhl. Und ja, wir reisen gern und immer auf eigene Faust. Südafrika hat sich dabei als ein viel einfacher zu bereisendes Land erwiesen als wir vor unserem ersten Aufenthalt gedacht haben. Aber der Reihe nach.
Grill Agulhas, Südafrika mit Rollstuhl, Bild von Ulrike Löhr, Zypresseunterwegs.deWomöglich zählt Südafrika zu den Orten auf der Welt, wo es besonders fröhlich und gesellig ist. Auf Reisen in Südafrika lernt man immer wieder Menschen kennen. Quer durch alle Bevölkerungsschichten, Hautfarben, Berufe, die Menschen am Kap sind stolz auf den Wandel seit dem Ende der Apartheid; gleichzeitig stellen sie sich den Problemen mit Energie, mit Optimismus und mit Freude und Würde, egal mit wie wenig sie ihr Leben bestreiten.

Improvisation und Hilfsbereitschaft

Südafrika ist ein Land, in dem viel improvisiert wird. Auf Reisen darf man nicht damit rechnen, ständig DIN-Normen gerechte, barrierefreie Orte vorzufinden. Nicht überall sind Bordsteine abgesenkt, nicht jede Toilette hat Haltegriffe. Man sollte also als Rollstuhlfahrer bei einer Reise ans Kap selbständig mobil, bereit und in der Lage sein, sich auf neue Lösungen für Verrichtungen des Alltags einzustellen. Das klingt vielleicht wie ein Manko und ist doch gleichzeitig eine große Stärke: wenn es Hindernisse gibt findet sich ganz sicher jemand der hilft, der Lösungen sucht, eine Tür aushängt, eine kleine Holzrampe zimmert.
Südafrika mit Rollstuhl, Safarizelt, Bild von Ulrike Löhr, Zypresseunterwegs.deBei einer Reise nach Südafrika gibt es selbst für Rollstuhlfahrer kaum einen Grund, sich einer Reisegruppe anzuschließen. Es gibt barrierefreie Unterkünfte von einfachen Selbstversorgerhütten in den Nationalparks oder luxuriöse Lodges, nette B&Bs mit Familienanschluss oder Farmen in der Karoo bis hin zu Weltklassehotels mit 5+-Sternen. Man ist unabhängig und kann seine Zeit frei einteilen, die Route variieren, bleiben, wo’s gefällt, ist also frei und unabhängig.

Selbstfahrer-Rundreise für Rollstuhlfahrer

Auf eigene Faust als Rollstuhlfahrer mit dem Auto durch Südafrika? Auf jeden Fall! So hat man Ungebundenheit und Freiheit zu tun, was man möchte. Wir sind bisher bei all unseren Reisen nach Südafrika mit einem Mietauto unterwegs gewesen und haben das nie bereut. Allerdings: Das Land am Kap ist groß. Die Reiseziele liegen oft hunderte Kilometer voneinander entfernt. Das macht aber nichts: das Straßennetz ist gut ausgebaut, die Straßen oft schnurgerade, der Verkehr ist trotz Linksverkehr gut zu bewältigen und längst nicht so dicht wie hier in Deutschland.
Mietauto am Kap, Südafrika mit Rollstuhl, Bild von Ulrike Löhr, Zypresseunterwegs.deUnd es ist kein Problem, ein behindertengerecht umgebautes Auto zu mieten. Alle großen Anbieter haben von den großen internationalen Flughäfen aus Fahrzeuge mit „paraplegic handcontrols“ im Angebot. Wenn man nach einem Nachtflug in Südafrika ankommt, kann man den gebuchten Mietwagen direkt am Flughafen in Empfang nehmen und gleich losfahren.

ACHTUNG! Über die deutschen Seiten der Mietwagen-Anbieter bekommt man die in Südafrika verfügbaren „paraplegic handcontrols“ nicht, da lohnt ein Blick auf die Seite mit der Endung „co.za“.

Löwen in ihrem Heim beobachten – nicht zuletzt dafür ist Südafrika bekannt. Die Möglichkeiten der Tierbeobachtung sind vielfältig und einzigartig: Pinguine an der Küste, Wale an der Gardenroute, Elefanten im Addo Nationalpark, große Herden Zebras, grazile Antilopen, Flusspferde und vieles mehr. Beeindruckend, wie nah man bei der Selbstfahrersafari im eigenen Auto an die Tiere herankommt, wie unbeeindruckt sie den Besuch in ihrer Heimat hinnehmen – und wie sehr sie sich in ihrem natürlichen Umfeld mit all ihrer Schönheit und Anmut von den Zootieren unterscheiden.

Mit dem Rollstuhl durch den Krüger Nationalpark

Eine Selbstfahrer Safari ist gerade für Rollstuhlfahrer eine wunderbare Möglichkeit zu Reisen. Fussweg im Kruger NP, Südafrika mit Rollstuhl, Bild von Ulrike Löhr, Zypresseunterwegs.deInnerhalb der Nationalparks kann man sich mit dem gemieteten PKW frei bewegen. Straßen und Pisten sind allgemein in einem recht guten Zustand. Verteilt im Krüger-Nationalpark befinden sich 21 Camps, in denen man übernachten, einkaufen, tanken und etwas essen kann. Viele von ihnen bieten sogenannte „universally accessible accomodation“ an, also für Rollstuhlfahrer geeignete Unterkünfte.

Barrierefreie Safari-Zelte, Bungalows, Rundhütten oder Ähnliches gibt es in

Von den kleineren Bushveld Camps ist nur Tamboti Tented Camp bei Orpen für Rollstuhlfahrer geeignet.

Barrierefreie Nationalparks in Südafrika

Und die übrigen Nationalparks in Südafrika? Nicht alle haben Unterkünfte, die barrierefrei und für Rollstuhlfahrer geeignet sind, aber die meisten. Und so steht auch einem Besuch von Addo (berühmt für die großen Elefantenherden), Kgalagadi Transfrontier Park in der roten Kalahari oder Tsitsikamma an der Garden Route, um nur einige zu nennen, nichts im Wege.
Kirstenbosch, Südafrika mit Rollstuhl, Bild von Ulrike Löhr, Zypresseunterwegs.deAuch die übrigen touristischen Highlights Südafrikas sind im Rollstuhl zu besuchen. Die Seilbahn auf den Tafelberg in Kapstadt kann man nutzen, Robben Island Touren kann man auch mit Handicap unternehmen. Die roten Hop on-Hop off-Busse, die Stadtrundfahrten in Johannesburg und Kapstadt anbieten, haben gesonderte Plätze für Rollstuhlfahrer. Es gibt einen speziellen Rundweg durch den botanischen Garten von Kirstenbosch, der auf möglichst ebene Wege und gute Befahrbarkeit für Rollstuhlfahrer ausgerichtet ist. Nach Voranmeldung kann man auch zu einer Walbeobachtung auf einem Boot mitfahren. Eine Weinprobe, sogar mit Besichtigung des Weinkellers und einer sachkundigen Führung? Kein Problem, viele der Weingüter bieten dies an. Selbst kleine Restaurants haben häufig eine Toilette für Rollstuhlfahrer.

Mit dem Rollstuhl geht fast alles …

Unsere Erfahrungen in den letzten 15 Jahren haben gezeigt: es geht mit Rollstuhl fast alles. Und wenn man sich bei bestimmten Unternehmungen nicht sicher ist lohnt das Nachfragen. Die gastfreundlichen und hilfsbereiten Südafrikaner finden fast immer eine Lösung, häufig eine überraschend einfache. Insgesamt haben wir immer wieder festgestellt, wieviel unbefangener man mit behinderten Gästen umgeht, wieviel mehr auf die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung geachtet wird.“

© Text und Bilder: Ulrike Löhr , www.zypresseunterwegs.de

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