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Von Gorillas im Nebel und Nilpferden in der Nacht – Eine Camping-Safari durch Uganda

„Die Uganda Explorer – Campingsafari führt Sie durch die schönsten Landschaften Ugandas.  Diese ca. 2.000 km lange Reise geht teilweise durch sehr schwieriges Terrain und erschließt optimal das Land mit seinen einzigartigen Naturschätzen. Die Safari eignet sich für junge Menschen und Junggebliebene mit wenig Komfortansprüchen … Iwanowski’s Reisen“
Das klingt auf jeden Fall spannend! Nix wie hin, dachte ich mir – und so begab ich mich hoch motiviert im Sommer 2018 auf die 13-tägige Tour.

Wie soll man denn dabei schlafen?

Sicherlich kennt die ein oder andere das Problem: Frau wacht nachts auf und muss dringend mal wohin. Normalerweise kein großes Ding. Doch wenn man sich gerade irgendwo im Nirgendwo in Afrika befindet und der Weg zum „Stillen Örtchen“ durch das laute Gebrüll zweier Nilpferd-Familien immer länger zu werden scheint, überlegt man es sich schon noch mal, wie dringlich die Sache wirklich ist …

 

Also: Taschenlampe raus, Weg abscannen, kein Hippo in Sicht und los.

Uganda war für mich immer eher „Gorillas im Nebel“ als Nilpferde in der Nacht, aber letzteres Erlebnis hat sich fast ebenso intensiv in mein Gedächtnis gebrannt wie die Begegnung mit unseren näheren Verwandten im dichten Bergregenwald des Bwindi Nationalpark.


Aber der Reihe nach: Noch liegt ein langer Weg vor uns, bevor wir, mit etwas Glück, den beeindruckenden Menschenaffen gegenüber stehen/kriechen/rutschen … wie auch immer.
Der Route führt uns über mehr oder weniger ausgebaute Straßen in südliche Richtung.


Noch eine Übernachtung am wunderschönen Lake Bunyonyi steht an. Idyllischer kann man sein Zelt nicht aufschlagen. Ich freue mich schon auf das Aufwachen und das Vogelgezwitscher bei Sonnenaufgang.
Bevor es  am Morgen weitergeht, möchten wir auf jeden Fall noch das hier ansässige Waisenhaus- und Schulprojekt besuchen. Die Engländerin Kerry West unterstützt das Projekt seit 2009 (hier der vollständige Bericht). Derzeit werden 100 Schulkinder und 65 Waisenkinder hier auf dem Berg mit einem herrlichen Blick über den Lake Bunyonyi betreut.

Einfach affig – bei Gorillas zu Hause

Der große Tag ist gekommen: In den frühen Morgenstunden versammelt sich erwartungsfroh  eine kleine Gruppe von sechs Leuten (plus zwei Wachmänner, drei Guides und vier Porter), ausgestattet mit Bambusstock, Gamaschen und Handschuhen, und begibt sich auf die Suche nach unserer Gorilla-Familie mit dem klangvollen Namen Bushaho. Sie soll sich hier irgendwo in der Nähe (Radius +/- 3 Stunden) aufhalten.


Die Tracker haben sie zwar noch nicht ausgemacht, haben aber bereits eine Vermutung. Nach zwei Stunden bergab folgt die gute Nachricht: Die Position ist bestimmt und wir machen uns gezielt auf den Weg zu den Gorillas. Wir finden eine Familienidylle mit Vater, Mutter, Tanten, Schwestern und einem kleinen Wirbelwind, der bei unserem Anblick in seinem Performancedrang nicht mehr zu bremsen ist. Umso besser für uns …

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Nach diesem Erlebnis geht die holprige Fahrt weiter – vorbei  an Terrassenfeldern auf sanften Hügeln, Teeplantagen reihen sich aneinander. Plötzlich macht der Nebelwald seinem Namen alle Ehre. Ein geradezu mystischer Anblick, wie die Bergspitzen hinter einer dicken weißen Wand verschwinden und nebelfeuchte Schwaden über den undurchdringlichen, 1.000 Jahre alten Bwindi Nationalpark – verbliebener Rückzugsort für die letzten Berggorillas der Erde – hängen.

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Die Giraffen vom Murchinson Falls National Park

Der Weg in den Murchinson Falls National Park führt über den Victoria-Nil. Natürlich geht das am besten mit der Fähre, was sich auch zwei blinde (aber flugtaugliche) Passagiere dachten. Trotz eindeutiger anatomischer Vorteile gegenüber uns Menschen schienen sie diesen entspanntere Reiseart eindeutig zu bevorzugen.


Im Nationalpark konnten wir verschiedene Antilopenarten, Warzenschweine, Hippos und Gnus beobachten, aber immer wieder waren es Giraffen, die sich aufmerksamkeitsheischend ins Bild gedrängt haben …


Am nächsten Tag wird die örtliche Wasserwelt genauer in Augenschein genommen. Mit der WANSEKO STAR stechen wir in See … ähm, in den Fluss …


… und finden eine harmonische Gemeinschaft von Hippos, Vögeln und schlafenden Krokodilen. Hier am Nildelta mit Blick auf die Berge der Demokratischen Republik Kongo fischen die Menschen für ihren Lebensunterhalt oder sammeln Muscheln im flachen Gewässer.

Rolex mal anders

Wer in Uganda ist, sollte auf jeden Fall einmal eine Rolex probieren. Nein, nicht, was Sie denken. Es handelt sich hierbei um ein klassisches ugandisches Streetfood, das zu jeder Tageszeit sehr günstig an den kleinen Ständen am Straßenrand zu bekommen ist.


Hierfür werden gebratene Eier mit diversen Zutaten (Gemüse, Käse …) gefüllt und in ein Chapati (Fladenbrot) eingerollt. Sehr lecker! Der Name „Rolex“ leitet sich übrigens vom englischen Begriff „roll of eggs“ ab. Logisch!

Ziwa Rhino Sanctuary

Nahe der Ortschaft Nakitoma, etwa 50 km östlich von Masindi, liegt das Ziwa Rhino Sanctuary. Das 70 km² große private Schutzgebiet wurde zur Wiedereinführung und Zucht von Breitmaulnashörnern in Uganda errichtet. Bis die Ansiedlung der Tiere in bestehende Nationalparks möglich ist, wird mindestens noch ein Jahrzehnt vergehen. In der Zwischenzeit kann man die Nashörner im Ziwa-Schutzgebiet besuchen und damit das Projekt unterstützen.

Ziwa Rhino Sanctuary – Rettung für bedrohte Rhinos
Nashörner gehören heute zu den bedrohtesten Säugetierarten Afrikas. Durch Wilderei sind in den letzten Jahrzehnten die Bestände in Afrika dramatisch zurückgegangen. In Uganda wurden sie sogar völlig ausgerottet. Der größte Markt für das begehrte Horn ist der Jemen, wo reiche Männer Unsummen für Dolche aus echtem Nashorn bezahlen. Eine weitere Bedrohung kommt aus Asien, wo das Keratin des Nashorns (nichts anderes als der Stoff, aus dem auch unsere Fingernägel sind) als Medizin und Aphrodisiakum verwendet wird.

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In Uganda gab es ursprünglich beide Nashornarten: eine nördliche Unterart des Breitmaulnashorns, die ebenfalls in der D. R. Kongo, dem Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik vorkamen (mittlerweile dort ausgerottet), und eine östliche Unterart des Spitzmaulnashorns, die man heute noch in den Nachbarländern Kenia und Tansania findet. Beide wurden in Uganda 1983 offiziell für ausgestorben erklärt. In den 1990-er Jahren gab es Überlegungen, wieder Nashörner anzusiedeln.


1997 wurde die private Organisation Save the Rhino gegründet und fand im Nakasongola-Distrikt, etwa 170 km nordwestlich von Kampala, ein geeignetes Stück Land, um die Wiederansiedlung einer Nashornpopulation zu verwirklichen. Die private Ziwa Ranchers Ltd. erklärte sich bereit, etwa 70 km² an das Projekt abzutreten: Das Ziwa Rhino Sanctuary war geboren. Das Gebiet wurde eingezäunt, 28 Wildhüter ausgebildet und ein Informationszentrum errichtet. 2005 kamen die ersten Breitmaulnashörner, vier aus Kenia und zwei als Geschenk des Disney Animal Kingdom in Florida. Am 24. Juni 2009 erblickte das erste Nashornbaby seit Jahrzehnten in Uganda das Licht der Welt. Der Junge wurde „Obama“ genannt, da seine Eltern aus Kenia und den USA stammen.
Heute leben bereits 23 Nashörner im Schutzgebiet. Allerdings können die Tiere noch nicht in einen der Nationalparks umgesiedelt werden, da der Schutz der Tiere dort leider noch nicht gewährleistet werden kann … Am realistischsten scheint gegenwärtig eine Ansiedlung von Tieren im Lake Mburo National Park, da die Tiere dort am besten bewacht werden können. Es ist geplant, zunächst außerhalb der Nationalparkgrenzen ein zweites Nashorn-Schutzgebiet zu errichten. (aus Iwanowski’s Reiseführer Uganda)

Laute Nächte mit tierischer Untermalung, abenteuerliche Fahrten durch fantastische Landschaften und unvergessliche Begegnungen mit faszinierenden Geschöpfen: Eine Reise durch Uganda gehört zu meinen persönlichen Once In a Lifetime-Erlebnissen. Auch, wenn die Tour mitunter etwas anstrengend war, man bei Morgengrauen die Zelte abbrechen und bei Sonnenuntergang wieder aufbauen musste, die Vorzüge einer warmen Dusche wirklich zu schätzen lernt und sich irgendwann an den lieblichen Duft von Eau d’Autan zu gewöhnen scheint, so möchte ich keine Sekunde der Reise missen. Näher an der Natur kann man nicht sein und „back(er) to the roots“ auch nicht. Das Abenteuer hat sich gelohnt, denke ich mir und genieße mein letztes Nile mit Blick auf die sanften Wellen des Victoriasees. Luxus pur!

Fotos, Filme und Text: Claudia Heinrich (PR, Vertrieb und Marketing, Iwanowski’s Reisen/Reisebuchverlag &  passionierte Zeltaufbauerin)

Weitere Reiseerlebnisse von mir können Sie in unseren Blogs nachlesen:
Tonga Soa Madagaskar! Eine Reise dorthin, wo der Pfeffer wächst
Namibia Kompakt oder sechs Leute und ein Abenteuer
Chile: „Wo die Welt zu Ende ist“ – eine Reise im schmalsten Land der Erde
Indien-Reise / Rajasthan: Unvergessliche Erlebnisse in weniger als 1001 Nacht

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